Wenige Dinge werden im Private Equity/Direct Investment so diskutiert wie die Frage, wie der Wert der Portfolio-Unternehmen während der Haltephase gestaltet werden soll. Neue Herausforderungen wie die Digitalisierung und ESG-Erfordernisse sind in den letzten Jahren dazugekommen. Die Wahl des Modells hat Einfluss auf die Selektion der ‘richtigen’ Kandidaten.
Im letzten Posting haben wir Vor- und Nachteile der Betreuung der Portfolio-Gesellschaften in der Haltephase durch das Deal-Team dargestellt. Ergänzt wird es häufig durch „Senior-Advisor“, die meist aus der betreffenden Branche kommen und im Sinne des Investors in den Beiräten agieren.
Wir nennen es das „Industrial Advisor Modell“:
• Das Deal-Team betreut das Asset während der Halteperiode.
• Ehemalige C-Level-Führungskräfte agieren als Advisor und/oder als Beiräte in übergeordneten Gremien.
• Das Modell bringt Branchenkenntnisse und Netzwerke in den jeweiligen Industrie-Sektor ein.
• Typische Herausforderungen sind oft schon einmal „durchlebt“ worden; bei spezifischen Problemen gibt es im Netzwerk der Advisor häufig einen Spezialisten, der helfen kann.
• Der Vorteil: Senior Advisor haben oft CEO- oder C-Level-Erfahrung, sehen das „Wesentliche“, können auch einen Top-Down-Blick auf die Geschäftsleitung des jeweiligen Assets werfen und Kontakte zu weiteren Branchenexperten herstellen.
• Aber: Advisor arbeiten im Allgemeinen nur begrenzt und oft zeitpunkt-abhängig
• Advisor legen ihren Schwerpunkt vorwiegend auf die Top-Down-Sicht (ehemalige CEOs/COOs) und sind meistens keine Spezialisten für Einzelthemen; sie sind oft das Delegieren gewohnt.
• Gerade im PE, das stellen unsere Kunden immer heraus, kann oft nicht delegiert werden.
• Advisor sind alters- und generationsbedingt nicht selten weit weg von Digital-Themen, E-Commerce und KI (auch wenn mittlerweile alle die entscheidenden „Buzz-Words“ beherrschen).
• Das Konzept hat Probleme bei Geschäftsmodellen, die sehr starken Wandlungen der Marktdynamik unterliegen/mit geringer Halbwertzeit von historischem Branchenwissen oder starken Veränderungen des Konsumentenverhaltens (Handel, SaaS, Fast Moving Consumer Goods, Dienstleistungen).
• „Rock-Star“ CEOs zeigen häufig in anderen Umgebungen nicht die Performance, die man erwarten würde bzw. können ihre bewiesenen Erfolge nicht replizieren. Sie haben keine Zauberkräfte.
Die PE muss sich also genau überlegen, welchen Typ von Advisor sie an Bord holt. Wir haben auch schon Beiräte gesehen, die alle Insignien der Macht ablegen, die Ärmel hochkrempeln und wochenlang vor Ort bei dem Asset mitarbeiten, bis das jeweilige Problem gelöst ist.
Da auch dieses Modell nicht der Weisheit letzter Schluss ist, gibt es weitere Modelle, die wir in den nächsten Postings beschreiben werden.